Fonds oder ETF – das ist hier die Frage
Beitrag teilen
Fonds oder ETF – das ist hier die Frage
Du stehst vor der Frage, ob du eher Fonds oder ETFs kaufen sollst? Wir fassen die Vor- und Nachteile des aktiven und passiven Investierens kurz zusammen.
King Kong vs. Godzilla, Pepsi vs. Coke, Apple vs. Microsoft,– die Welt ist voller Gegensätze. Auch in der Finanzbranche hält sich ein Glaubenskrieg hartnäckig: Die Rede ist vom aktiven und vom passiven Investieren. Ganz kurz: Um was geht es hier eigentlich? Unter passivem Investieren versteht man die Fokussierung auf ETFs, also Indexfonds, die ohne aktive Titelselektion einfach nur einen Index nachbilden. Aktives Investieren umfasst dagegen den Kauf von Investmentfonds, also zum Beispiel Aktien- oder Mischfonds. Hier gibt es ein Fondsmanagement, das sich den jeweiligen Markt ansieht und gemäß den Fondsrichtlinien Wertpapiere für das Portfolio auswählt. Okay, es gibt auch gewissermaßen Hybridmodelle. Aktive Indexfonds sind im strengeren Sinne keine ETFs (sind also zum Beispiel nicht börsentäglich handelbar) und trotzdem folgen sie wie der Name schon sagt einem Index wie etwa dem MSCI World oder dem DAX. Diese Spezialfälle lassen wir aber der Übersichtlichkeit halber in dieser Betrachtung außen vor.
Passives Investieren: Vor- und Nachteile von ETFs
Passiv Investieren mit ETFs könnte folgendermaßen aussehen: Du wählst einige breit streuende ETFs auf globale Aktienindizes, damit deckst du schon mal die wichtigsten Industrieländer und je nachdem auch Schwellenländer ab. Ergänzend könntest du kleinere Indizes wie den Euro STOXX 50 oder den Dax berücksichtigen. Du siehst Chancen im Lebensmittelbereich, willst dir speziell dividendenstarke Unternehmen ins Depot holen oder möchtest klimafreundliche Energien unterstützen? Kein Problem, es gibt mittlerweile für nahezu jedes Investmentthema einen Index und hierfür werden dann auch immer wieder ETFs aufgelegt. Bedenke aber: Je kleiner der Index, desto geringer die Risikostreuung.
Damit ist die große Bandbreite, die dir ETFs bieten, umrissen. Ein großer Vorteil von ETFs ist ihre günstige Kostenstruktur. Eine Managementgebühr fällt gar nicht an, die Verwaltungsgebühren liegen im Schnitt bei 0,35 bis 0,50 Prozent pro Jahr. Zudem kannst du ETFs börsentäglich jederzeit handeln, bist also sehr flexibel. Fonds werden hingegen in der Regel nur einmal am Tag zum sogenannten Nettoinventarwert gekauft oder verkauft.
Die breite Streuung (je nach zugrunde liegendem Index) ist ein weiterer Vorzug. Ein Nachteil vom passiven Investieren wäre, dass du immer mit dem Markt mitgehst: Zeigen die Kurse nach oben: schön! Du vollziehst die Aufwärtsbewegung in deinem Depot gleichläufig nach. Fallen die Kurse allerdings, nimmst du den Trend leider ebenfalls ungebremst mit. Kurz: Der ETF orientiert sich immer an der aktuellen Marktbewegung bzw. an der jeweiligen Benchmark, die dein ETF abbildet. Für das Finanzsystem insgesamt wird außerdem diskutiert, ob ETFs nicht auch ernstzunehmende Risiken darstellen. Denn aufgrund der großen Beliebtheit der Indexfolger ist darin auch eine sehr große Menge an Kapital gebunden. Würden nun sehr viele Anleger oder automatisierte Handelssysteme gleichzeitig ihre ETFs verkaufen, könnte es – so die Befürchtung – Probleme geben. Denn die Liquidität von ETFs ist begrenzt. Bislang haben sich solche Systemrisiken aber nicht erfüllt und das passive Investieren bleibt für viele Anleger eine kostengünstige und bequeme Anlagemöglichkeit.
Ein Tipp noch für die Auswahl eines ETFs: Physisch replizierende ETFs bilden ihren Vergleichsindex mit den darin enthaltenen Titeln ab. Synthetisch replizierende ETFs dagegen bauen die Indexperformance durch Tauschgeschäfte („Swaps“) nach. Wenn der Tauschpartner, meist eine Bank, pleite gehen sollte, kann dies zu Verlusten führen („Kontrahentenrisiko“).
Aktives Investieren: Vor- und Nachteile von Fonds
Beim aktiven Investieren vertraust du dein Anlagekapital einem Fondsmanagement an, das den jeweiligen Markt scannt, Research betreibt, mit den Unternehmen spricht und danach Titel für das Fondsportfolio auswählt. Mittlerweile übernimmt diese Aufgaben zum Teil auch eine künstliche Intelligenz, im Großen und Ganzen sitzen hier aber immer noch Menschen zusammen, die aufgrund ihrer Markteinschätzung je nach Fondstyp zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Immobilien kaufen oder eben auch wieder verkaufen, falls es in einer Sparte mal nicht gut läuft.
Damit ist auch schon ein wichtiger Vorteil des aktiven Investierens skizziert: Das Fondsmanagement kann auf Marktveränderungen reagieren und das Fondsportfolio entsprechend umschichten oder anpassen. Andersrum genauso: Sieht das Management in einem Wert große Chance, kann es den potenziellen Renditetreiber in den Fonds holen – natürlich immer vorausgesetzt, er passt zu den Anlagegrundsätzen des jeweiligen Fonds. Durch dieses aktive Investieren kann im besten Fall eine Outperformance erzielt werden, d.h. der Fonds kann die die Benchmark wie etwa den Dax oder den MSCI World schlagen. Mit einem ETF ist dies durch die reine Indexorientierung prinzipiell nicht möglich. Allerdings gelingt nicht jedem Fonds Outperformance und genau daran scheiden sich dann auch die Geister: ETF-Jünger beziehen sich gern auf Zahlen, wonach aktive Fonds längst nicht so indexunabhängig aufgestellt sind, wie dies von der Gegenseite gerne betont wird. Eine Kennzahl hierfür ist übrigens der sogenannte Active Share: Hier wird das Fondsportfolio mit den Titeln im Index verglichen – je größer die Abweichung, desto aktiver das Management und desto mehr ist der Fonds sein Geld wert.
Denn ein weiterer Kritikpunkt an den aktiven Fonds sind häufig die Kosten: Viele Fondsgesellschaften lassen sich ihre Arbeit über die Managementgebühr ordentlich bezahlen. Achte daher auf Kostenblöcke, die du tatsächlich vermeiden kannst und kaufe deine Fonds nur dort, wo du den Ausgabeaufschlag rabattiert bekommst. Diese Vertriebsprovision wird von Banken immer noch gern erhoben. Vom Ausgabeaufschlag einmal abgesehen kann ein aktiv gemanagter Fonds seine im Vergleich zu einem ETF höheren Kosten aber tatsächlich wert sein, wenn er eben auch eine gute Performance liefern. Schau dir daher die zurückliegende Entwicklung an. Auch wenn Wertentwicklungen in der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Erträge sind, kannst du daran erkennen, wie gut das Fondsmanagement gearbeitet hat.
Aktiv vs. passiv: Also was jetzt?
Ob du mehr ETFs oder mehr Fonds kaufen möchtest, ist letztendlich Geschmacksache. Der goldene Mittelweg könnte eine Mischung aus beiden Welten sein. Vielleicht so: Die großen, global streuenden Indizes wie den MSCI World oder den FTSE All World deckst du kostengünstig über entsprechende ETFs ab – vielleicht sogar über Sparpläne, in die du regelmäßig einzahlst. Willst du hingegen in spezielle Marktsegmente investieren oder bestimmte Themen wie etwa Clean Energy, Wasser, Internetunternehmen oder sonstiges ins Depot nehmen, vergleichst du die angebotenen Fonds hinsichtlich Performance, Kosten und zum Beispiel Volatilität und suchst dir den für dich passenden aus. Aktives und passives Investieren muss insofern gar keine ideologische Grundsatzentscheidung sein, sondern man kann sich ganz individuell das Beste für sich herauspicken. Unterm Strich zählt dann, wie du die Investments nach einer gewissen Zeit für dich beurteilst: Liefern sie interessante Renditebeiträge bzw. federn sie Risiken in einem gewissen Maße ab und kannst du damit deine Anlageziele erfüllen? Dann herzlichen Glückwunsch, du machst alles richtig. Wenn du dein Kapital grundsätzlich breit auf verschiedene Anlageformen, Branchen und zum Beispiel Regionen streust und möglichst langfristig agierst, bist du im Allgemeinen gut aufgestellt.
Disclaimer
Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser und jeder Leserin sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.
Beitrag teilen