Aktive ETFs
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Marketing oder Mehrwert? Das steckt hinter den neuen ETFs
ETFs gelten als Inbegriff passiven Investierens. Seit ein paar Jahren gibt es allerdings auch aktive ETFs. Was es damit auf sich hat, erfährst du hier.
Exchange Traded Funds (ETFs) sind populär, denn damit investiert man ganz bequem und kostengünstig in ganze Märkte. Klassische ETFs bilden einen Vergleichsindex nach, entweder durch den Kauf der enthaltenen Werte (physische Replikation) oder durch Tauschgeschäfte, um die Indexrendite nachzubilden (synthetische Replikation). Klassische ETFs werden auch als passive Investments bezeichnet, denn sie „kopieren“ quasi einen Index. Seit ein paar Jahren gibt es allerdings auch aktive ETFs. „Aktiv“ kannte man davor eher aus der Fondswelt, da hier in der Regel ein Fondsmanagement seine Expertise einbringt, mit Unternehmen Kontakt hält, Zahlen analysiert, die Märkte im Blick behält – und das Portfolio aktiv zusammenstellt.
Was sind aktive ETFs?
Aktive ETFs sind ebenfalls wie klassische „passive“ ETFs börsengehandelt, aber: Sie replizieren den Index nicht einfach, sondern es gibt ebenso wie bei Investmentfonds ein Management (oder aber einen Algorithmus), wodurch die Auswahl der Werte gesteuert wird. Je nach Strategie können so bestimmte Titel hinzugefügt oder weggelassen werden. Insofern könnte man aktive ETFs als Hybride zwischen passiven ETFs und aktiven Investmentfonds bezeichnen. Die Strategien wiederum können ganz unterschiedlich sein. Beispiel wären:
- Stock Picking: Auswahl einzelner Aktien, die besonders hohe Renditechancen bieten.
- Factor Investing: Fokus auf Faktoren wie Value, Momentum oder Low Volatility.
- Themeninvestments: Investition in bestimmte Themen wie etwa Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien oder Digitalisierung.
- Risiko-Management: Anpassung der Portfoliozusammensetzung je nach Marktumfeld, um Risiken zu reduzieren
Worin liegen die Vorteile aktiver ETFs?
Wer sich einen aktiven ETF ins Depot legt, hat die Chance, von einer Outperformance zu profitieren. Denn klar: Mit einem passiven ETF geht man immer mit dem Markt – die Indexrendite kann nicht geschlagen werden. Mit einer aktiven Titelselektion könnte dies – zumindest theoretisch – aber anders aussehen. Auch wenn es selbst aktiven Fondsmanagern in der Regel nur selten gelingt, ihre Benchmark zu übertreffen, sollte man sich die Performance eines aktiven ETFs jedoch ganz genau ansehen. Auch wenn Wertentwicklungen in der Vergangenheit keine Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung erlauben, lässt sich zumindest erkennen, wie gut die Titelselektion zuletzt gelungen ist. Ein weiterer Pluspunkt sind die Kosten – im Vergleich zu aktiven Fonds. Aktive ETFs sind etwas teurer als die klassischen ETFs, aber deutlich günstiger als aktive Fonds.
Entscheide selbst: Passt ein aktiver ETF in deine Anlagestrategie?
Ein aktiver ETF könnte für dich spannend sein, falls…
- du eine überdurchschnittliche Rendite anstrebst und bereit bist, dafür höhere Gebühren in Kauf zu nehmen
- du dir ein flexibleres Portfolio wünschst, das auf aktuelle Marktgegebenheiten reagieren kann
- du spezielle Anlagestrategien mit einem ETF umsetzen möchtest.
Falls du hingegen einen kostengünstigen ETF suchst, den du einfach kaufst und lange liegen lassen kannst, könnte – je nach deiner individuellen Anlagestrategie – ein klassischer ETF unter Umständen besser geeignet sein. Um deine Entscheidungsfindung ggf. zu erleichtern, hier nochmals die Vor- und Nachteile aktiver ETFs kurz zusammengefasst:
Vorteile: • Möglichkeit, den Markt durch gezielte Auswahl von Wertpapieren zu übertreffen. • Flexibilität in der Anpassung an Marktphasen. • Zugang zu spezialisierten Strategien, die mit klassischen ETFs nicht abgedeckt werden.
Nachteile: • Höhere Kosten durch aktives Management. • Keine Garantie, dass der Fonds tatsächlich besser abschneidet als der Markt. • Weniger Transparenz als bei passiven ETFs, da nicht immer tägliche Portfoliooffenlegung erfolgt.
Bieten aktive ETFs wirklich einen Mehrwert oder ist es eher Marketing?
Ob aktive ETFs tatsächlich einen Mehrwert bieten, hängt stark von der Qualität des Fondsmanagements und der jeweiligen Strategie ab. Viele Studien zeigen, dass es für aktive Manager schwer ist, den Markt langfristig konsistent zu schlagen. Behalte dies also ggf. im Hinterkopf, falls du dich für einen aktiven ETF entscheiden möchtest. Um zumindest auf eine gewissen Track-Rekord (wie gesagt: die Vergangenheit erlaubt keine Aussagen über künftige Entwicklungen) zurückblicken zu können, könntest du aktive ETFs wählen, die schon etwas länger am Markt verfügbar sind. Aktive ETFs sind ein gewisser Trend, denn sie versprechen das Beste aus zwei Welten. Insofern steigt auch da Angebot. Ein gerade erst frisch lanciertes Produkt sollte dich dann aber schon auf ganzer Linie hinsichtlich Strategie und Titelauswahl überzeugen können – Garantien, wie die Performance dann tatsächlich ausfällt, gibt es nicht.
Bietet sich in bestimmten Fällen nicht eher ein klassischer Investmentfonds an?
In einigen Situationen kann ein klassischer Investmentfonds gegenüber einem aktiven ETF vorteilhafter sein. Dies gilt insbesondere, wenn du langfristige Anlagestrategien mit geringer Handelsaktivität verfolgst, bei denen die Liquidität eines ETFs keinen entscheidenden Vorteil bietet. Oder falls du ein ganz spezielles Anlagekonzept oder einen Marktzugang suchst, das es einfach nicht in einer ETF-Struktur gibt. Letztlich kommt es auf deine individuellen Anlageziele und Präferenzen an.
Beispiele für aktive ETFs
iShares World Equity Enhanced Active UCITS ETF (ISIN: IE000D8XC064) Der ETF investiert hauptsächlich in Aktien aus den Industrieländern, festverzinsliche Wertpapiere ergänzen das Portfolio. Auflage war am 31. Juli 2024.
JPM Global Equity Premium Income Active UCITS ETF USD (ISIN: IE0003UVYC20) Im Portfolio des am 30.11.2023 aufgelegten ETF finden sich Aktien aus Industrie- und Schwellenländern.
Fidelity Sustainable Research Enhanced Emerging Markets Equity UCITS ETF Acc (ISIN: IE00BLRPN388) Der aktiv gemanagte ETF setzt voll auf die Schwellenländer. Das Konzept ist seit dem 24. November 2020 investierbar.
Bitte beachte, dass auch aktiv gemanagte ETFs bestimmte Risiken mit sich bringen. Nicht nur die typischen Kursschwankungen und damit verbundene Verlustrisiken solltest du bedenken, sondern auch Wechselkurse können schwanken. Ein zusätzliches Kontrahentenrisiko ergibt sich bei ETFs, die ihre Titel nicht direkt physisch kaufen, sondern deren Wertentwicklung „synthetisch“ durch Tauschgeschäfte nachbilden. Geht die Gegenpartei für den Tausch pleite, musst du mit Verlusten rechnen.
Fazit
Aktive ETFs bieten eine spannende Ergänzung zum klassischen ETF-Spektrum. Sie sind eine interessante Option für Anleger, die gezielt Chancen nutzen und nicht nur dem Markt folgen möchten. Allerdings sollte man sich der höheren Kosten und Risiken bewusst sein und sorgfältig prüfen, ob ein aktiver ETF zur eigenen Anlagestrategie passt. Gleichzeitig bleibt die Frage, ob aktive ETFs tatsächlich einen Mehrwert gegenüber passiven ETFs bieten oder eher als Marketinginstrument dienen. In manchen Fällen kann ein klassischer Investmentfonds daher die bessere Wahl sein.
Disclaimer
Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser und jeder Leserin sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.
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