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Anleihen - Anker im Depot

24. Februar 2025

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Anleihen: der Anker im Depot

Es gab eine Zeit, da wollte niemand etwas von Anleihen wissen. Das war die Zeit der Niedrigzinsen und Negativzinsen. Seit es aber wieder Zinsen auf Guthaben gibt, ist auch das Interesse an Anleihen wieder erwacht. Aber was sind Anleihen eigentlich und was macht sie für Privatanleger interessant? Das alles erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Der Begriff Anleihe tauchte 1789 als Synonym für eine Schuldverschreibung erstmals auf. Schuldverschreibungen, mittels derer man sich Geld leiht, sind aber viel älter und bereits im 12. Jahrhundert bekannt.

Eine Anleihe ist ein Kredit, den ein Unternehmen, ein Staat oder eine staatsnahe Institution aufnimmt und an einem bestimmten Tag wieder komplett zurückzahlt. Während dieser Laufzeit werden lediglich die vereinbarten Zinsen gezahlt. Der vereinbarte Zinssatz wird als Kupon bezeichnet.

Anleihen werden immer mit einem bestimmten Nennwert ausgegeben. Richtet sich eine Anleihe ausschließlich an institutionelle Anleger, zum Beispiel Pensionsfonds oder Rentenversicherungen, so ist dieser Nennwert zumeist sehr hoch angesetzt, beträgt dann häufig 100.000 Euro. Anleihen, die sich auch an Privatanleger richten, haben niedrigere Nennwerte, häufig 1.000 Euro, manchmal noch weniger.

Der Nennwert ist der Betrag, zu dem die Anleihe ausgegeben wird. Wer eine neue Anleihe zeichnet, bezahlt bei Ausgabe den Nennwert. Während Aktien einen Preis in einer bestimmten Währung haben, zu dem sie an der Börse gehandelt werden, haben Anleihen einen Kurs in Prozent. Der Prozentsatz bezieht sich immer auf den Nennwert. Eine Anleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro und einem Kurs von 98,75 Prozent, kann also für 987,50 Euro an der Börse gekauft werden. Bei einem Kurs von 101,60 Prozent müsste man stattdessen 1016 Euro für diese Anleihe bezahlen.

Der jeweilige Kaufkurs wirkt sich auf die eigentliche Zinsrendite an. Der Zinssatz (Kupon) ist fix und bezieht sich immer auf den Nennwert. Bei einem Kupon von 2 Prozent und einem Nennwert von 1.000 € erhält der Anleiheinhaber 20 Euro Zinsen pro Jahr. Diese 20 Euro erhält er, egal wie der Kurs der Anleihe steht und egal zu welchem Kurs er die Anleihe gekauft hat. Eine unter pari (also unterhalb des Nennwertes) gekaufte Anleihe bringt zwar den gleichen Zinsertrag, der persönliche Zinssatz liegt dann aber oberhalb des Kuponwertes. Wurde die mit Nennwert von 1.000 Euro ausgegebene Anleihe zu 98,75 Prozent gekauft, also 987,50 Euro bezahlt, liegt der effektive Zinssatz bei 2,025 Prozent. Wurde zu 101,60 Prozent gekauft, und somit 1016 Euro für die Anleihe bezahlt, ergäbe sich eine Zinsrendite von nur 1,97 Prozent p.a. In beiden Fällen bekommt der Anleiheinhaber die 20 Euro Zinsen je Jahr, durch die unterschiedlichen Kaufkurse ergibt sich aber ein unterschiedlicher individueller Zinssatz. Und was wieder gleich ist: am Ende der Laufzeit der Anleihe gibt es genau den Nennwert von 1.000 Euro zurück, egal zu welchem Kurs diese Anleihe gekauft wurde.

Aber wie können Anleihen als Anker im Depot dienen?

Häufig sind Aktien und Derivate sehr volatil. Auch bei Anleihen gibt es Schwankungen, dennoch sind diese zumeist geringer als bei Aktien oder Derivaten. In einem Depot mit vielen volatilen Einzelwerten können Anleihen also dazu beitragen die Schwankungsbreite des Gesamtdepots einzudämmen. Häufig wird daher eine 70:30-Verteilung für Depots empfohlen: 70 Prozent in Aktien, 30 Prozent in Anleihen und andere festverzinsliche Wertpapiere. Allerdings ist dir selbst benommen zu entscheiden, wie stark dein Depot durch Anleihen abgesichert werden soll. Denn eines ist klar: Ein in Anleihen investierter Euro kann nicht von Wertsteigerungen bei Aktien profitieren.

Wie kann ich Anleihen handeln?

Anleihen kannst du regulär über die Börse handeln. In Deutschland hat sich die Börse Stuttgart als wichtigster Handelsplatz für Anleihen etabliert, aber auch andere Handelsplätze bieten die Möglichkeit Anleihen zu kaufen und verkaufen. Da sie jederzeit zu Börsenöffnungszeiten handelbar sind, sind sie auch im Vorteil gegenüber Festgeldanlagen.

Welche Risiken sind mit Anleihen verbunden?

Grundsätzlich gibt es auch bei Anleihen ein Ausfallrisiko bis zum Totalverlust. Allerdings lässt sich dieses Risiko stark minimieren, wenn du bei der Auswahl ein paar grundsätzliche Regeln beachtest. Bei Staatsanleihen kann es ratsam sein auf Anleihen aus Ländern mit stabilen Regierungsverhältnissen und einer mehrheitlich gesunden Wirtschaft zurückzugreifen. Diese Anleihen werfen zwar eine geringere Rendite ab, da das Ausfallrisiko recht gering ist, aber du kannst damit wesentlich ruhiger schlafen. Sonst kann es enden wie einst für die Gläubiger von argentinischen Staatsanleihen, die zwar mit 7-11,75 Prozent Kupon recht hoch verzinst waren, durch die Pleite des argentinischen Staates aber nie zurückgezahlt wurden. Auch bei Unternehmensanleihen solltest du dir das Unternehmen genauer anschauen und auch darauf achten, wie weit der Kupon von den Kreditzinsen zum Zeitpunkt der Ausgabe der Anleihe entfernt ist. Je größer die Differenz zwischen Kreditzinssatz und Kupon zum Zeitpunkt der Ausgabe der Anleihe, desto höher ist auch hier das Ausfallrisiko. Der Zinssatz allein sagt darüber nichts aus. Eine Anleihe mit 6 Prozent Kupon, die zu Zeiten von Negativzinsen ausgegeben wurde, sollte als riskanter betrachtet werden als eine Anleine mit gleich hohem Kupon, während die Kreditzinsen bei ca. 5 Prozent lagen. Hast du bei deiner Anleiheauswahl gut aufgepasst, trifft der alte Leitspruch von André Kostolany zu: „Wenn Sie gut essen wollen, kaufen Sie Aktien. Wenn Sie gut schlafen wollen, kaufen Sie Anleihen.“ Dann kannst du gut schlafen und die Anleihen sorgen für weniger Schwankungsbreite in deinem Depot.

Disclaimer

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