DAX auf Rekordniveau
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DAX auf Rekordniveau:
Mach jetzt bloß nicht diesen typischen Fehler!
Der DAX macht richtig Spaß: Trotz zwischenzeitlicher Korrekturen ging die Rekordjagd auch in diesem Jahr weiter. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten, doch Vorsicht: Hier lauert ein gängiger Anlegerfehler.
Auch die erste Märzwoche begeisterte der deutsche Leitindex mit einer starken Performance. Zwar zeichnen sich aktuell leichte Verluste ab, nicht zuletzt infolge von Gewinnmitnahmen. Doch DAX-Anleger haben bislang keinen Grund, sich zu beschweren. Seit Jahresanfang legte der Index mehr oder weniger kontinuierlich unter Berücksichtigung börsentypischer Schwankungen zu, ein Alltime-High jagte das nächste.
Chart DAX, 5 Jahre, Quelle: wallstreetONLINE, Stand: 10.03.2025, Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Ergebnisse
Rheinmetall kurbelte die Rallye mit an
Schaut man sich die 40 im DAX gelisteten deutschen Blue Chips genauer an, zeigt sich, dass vor allem Rheinmetall zur guten bisherigen Bilanz seit Jahresbeginn beigetragen hatte. In den zurückliegenden drei Monaten verbuchte der Rüstungskonzern ein starkes zweistelliges Plus und gilt damit aktuell als Top-Aktie im DAX. Etwas abgeschlagen folgen dahinter die Commerzbank, Heidelberg Materials, die Deutsche Bank und die Volkswagen VZ-Aktie. Aktuelles Schlusslicht (Stand: 07.03.2025) ist Vonovia mit einem enttäuschenden zweistelligen Minus. Geht man etwas weiter zurück und schaut sich die Bilanz für ein Jahr an, wird Rheinmetall sogar nochmals deutlich getoppt von Siemens Energy.
In Anbetracht dieser Entwicklungen ist es schwer zu glauben, dass Deutschland eigentlich seit zwei Jahren in der Rezession ist. Und die Aussichten sind alles andere als rosig: Laut aktueller Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) könnte ein drittes Krisenjahr in Folge für schlechte Stimmung sorgen. DAX-Anleger dürften von solchen Sorgen allerdings wenig mitbekommen haben. Wer zum Beispiel in einen DAX-ETF investiert hatte, konnte die Rallye im eigenen Depot nachvollziehen.
Erfolg kann blind machen
Sollte man also schlechte Wirtschaftsnachrichten einfach ausblenden und stattdessen seine Positionen immer weiter aufstocken, da es so gut läuft? Vielleicht noch die kleineren Indizes dazu nehmen? Denn im MDAX und SDAX zeigte die Kurve dieses Jahr bislang auch nach oben.
Auch wenn eine solche Entscheidung psychologisch und auf den ersten Blick auch bezüglich der Depotbilanz nachvollziehbar wäre, könnte dies jedoch auf längere Sicht ein Fehler sein. Denn: Ein Übergewicht bestimmter Schwerpunkte, wie etwa einer einzelnen Anlageregion, läuft dem obersten Gebot an der Börse zuwider: Nicht alles auf eine Karte setzen! Es können sonst schnell Klumpenrisiken entstehen, die sich im Fall von Marktkorrekturen nahezu ungebremst im eigenen Depot auswirken.
Vorsicht vor dem Home Bias
Falls du dein Portfolio kritisch unter die Lupe nimmst und tatsächlich einige Aktien „Made in Germany“ zusammenzählst: Damit bist du nicht allein! Es ist sogar eine weit verbreitete Verhaltensweise, Titel aus der Heimatregion bei seinen Anlageentscheidungen zu bevorzugen. Der Fachbegriff lautet „Home Bias“, zu Deutsch: Heimatmarktneigung. Denn klar: Unternehmen aus dem eigenen Land sind einem schon vom Namen her vertraut, vielleicht kommt man sogar täglich mit deren Produkten oder Dienstleistungen in Berührung, die Presse berichtet viel darüber und in der Muttersprache lesen sich auch Geschäftsberichte und sonstige Veröffentlichungen etwas leichter.
Die Tendenz hin zum Bekannten beobachten zum Beispiel Kognitionspsychologen. Um Komplexität bei der Entscheidungsfindung zu reduzieren – jedes Für und Wider abzuwägen und alle Informationen zu beschaffen wäre nicht nur anstrengend, sondern schlicht nicht möglich – greifen wir deshalb auf vereinfachte Annahmen und eben auf einen Wiedererkennungseffekt zurück. Und diese Komplexitätsreduktion gibt es eben auch beim Investieren. Beispiel: Du hast etwas Anlagekapital übrig und schnappst zwei potenzielle Aktien auf. Bei der einen handelt es sich um ein Unternehmen aus Deutschland, von dem du schon gehört hast oder sogar bestimmte Erfahrungen damit verbindest. Das andere Unternehmen ist zum Beispiel in Spanien beheimatet und ist dir völlig neu. Ohne Charts zu analysieren, Kennzahlen zu vergleichen und weiter in die Tiefe zu gehen: Welchem Titel würdest du spontan den Vorzug geben? Falls du dich für das Bekannte entscheiden würdest, passt du in das beschriebene Modell – falls nicht: Herzlichen Glückwunsch, du bist durch und durch Rationalist – oder besonders risikoaffin.
Auch wenn solche – witzigerweise wiederum vereinfachten – psychologischen Erklärungsmodelle, wie wir gemeinhin unsere Entscheidungen treffen, umstritten sind, ist der Home Bias in der Finanzwelt ein geläufiges Phänomen. Und das kann Rendite kosten. Der Vermögensverwalter Whitebox etwa hatte 2023 in einer Studie ausrechnen lassen, dass zwischen 2018 und 2022 rund 52 Prozent der Aktienkäufe deutscher Anlegerinnen und Anleger in hier beheimatete Gesellschaften flossen. Dabei, so die Untersuchung, hätten ausländische Aktien (zum damaligen Zeitpunkt) fast acht Mal so viel Rendite gebracht. In Zahlen seien demnach für den genannten Zeitraum mehr als 140 Milliarden Euro Kursrendite verschenkt worden.
Auch die Consorsbank hat die Depots ihrer Kunden dahingehend analysiert und stellt für das erste Halbjahr 2023 fest, dass 50,60 Prozent des Anlagevolumens in Aktien auf deutsche Werte entfallen ist. Auch wenn US-Titel aufgeholt hätten (Anteil am Depotvolumen im Juni 2018: 23,40 Prozent, Anteil am Depotvolumen im Juni 2023: 34,20 Prozent), blieben deutsche Aktien gefragt.
Ob sich diese Befunde infolge der Popularität von MSCI-World-ETFs geändert haben, könnte eine neuere Auswertung der Consorsbank nahelegen. Das Branchenmagazin Fondsprofessionell berichtete Ende Februar in seiner Onlineausgabe unter Bezugnahme auf das Handelsblatt, dass ETFs auf den Weltaktienindex in den Depots der Consorsbank ganz vorne liegen. Auf sie entfallen demnach acht der zehn beliebtesten ETFs.
Problematisch daran ist, dass der MSCI World von US-Unternehmen dominiert wird. Wird der Home Bias damit also durch einen US Bias ersetzt? Die große Beliebtheit von Werten wie Tesla, NVIDIA oder Palantir, um ein paar Top-Seller der SMARTBROKER+ Kunden zu nennen, könnte ebenfalls darauf hindeuten.
Auf die Streuung achten!
Ob nun deutsche Aktien aufgrund der Vertrautheit überwiegen oder US-Aktien langsam – auch aufgrund von MSCI-World-ETFs – die Überhand gewinnen: Solche Konzentrationen sind nie empfehlenswert. Um Verlustrisiken zu vermeiden, solltest du dein Portfolio möglichst ausbalancieren. Achte darauf, dein Anlagekapital auf verschiedene Anlageregionen, Branchen, Assetklassen und Produkte verschiedener Emittenten zu verteilen. Falls es dann in einem Bereich schlecht läuft, kann dies besser aufgefangen werden. Denn auch wenn es derzeit so scheint, als ob die Aufwärtsbewegung etwa im DAX endlos so weitergehen könnte: An der Börse ist alles möglich! Stelle dich also möglichst breit auf, damit du auch bei einer längeren Korrekturphase ruhig schlafen kannst.
Disclaimer
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