nbcc_5k25_211129.webp

Infrastruktur-Milliarden

09. April 2025

Beitrag teilen

Bauen, sanieren, modernisieren:

Welche Unternehmen von den Infrastruktur-Milliarden profitieren könnten

Das milliardenschwere Finanzpaket der Bundesregierung dürfte für volle Auftragsbücher in der Infrastruktur- und Baubranche sorgen. Wir schauen uns drei Unternehmen an.

Dass die Infrastruktur hierzulande viel zu lange sträflich vernachlässigt wurde, ist unbestritten. Einstürzende und marode Brücken, der Sanierungsstau auf der Schiene, ein schlechter Zustand auf den Straßen und veraltete Schulen oder Krankenhäuser – die Mängelliste ist lang. Vieles könnte jetzt angegangen werden, denn das beschlossene Schuldenpaket ist gigantisch: Am 18. März 2025 verabschiedete der Deutsche Bundestag ein Investitionspaket, das wenig später auch den Bundesrat passierte. Drin stecken 500 Milliarden Euro, die Deutschland endlich wieder fit und wettbewerbsfähig machen sollen. In ihrem Deutschland-Monitor vom 28. März 2025 geht die Deutsche Bank Research davon aus, dass das Fiskalpaket das Wachstum der Bauinvestitionen deutlich in Schwung bringen könnte. In den Jahren 2027 und 2028 könnte laut Prognose ein Investitionsschub von jeweils fünf Prozent möglich sein. Höher war das Wachstum demnach lediglich nach der Wiedervereinigung. Als Risiken benennen die Autoren den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und steigende Baukosten.

Baubranche ist optimistisch

Schon jetzt ist die Stimmung im Baugewerbe positiv. Wie das Statistische Bundesamt am 25. März 2025 mitteilt, kletterte der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe diesen Januar um 5,2 Prozent gegenüber dem Vormonat nach oben. Gegenüber dem Vorjahresmonat waren es sogar 10,3 Prozent.

Auch beim Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) sowie beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) will man die enorme Finanzspritze zügig investiert sehen: „Die Bauunternehmen stehen bereit, die enormen Bauaufgaben in unseren Städten und Gemeinden kurzfristig zu lösen“, lässt sich Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des HDB, in einer gemeinsamen Erklärung vom 29. März 2025 zitieren. Für die Länder und Kommunen sind im Sondervermögen Infrastruktur 100 Milliarden Euro vorgesehen, die André Berghegger, Hauptgeschäftsführer des DStGB, jetzt auch rasch verbauen möchte: „Mit dem von Bund und Ländern beschlossenen Sondervermögen Infrastruktur ist das richtige Signal gesetzt. Nun müssen den Worten Taten folgen.“

Für Anlegerinnen und Anleger, die sich gerade vielleicht mit einem Übergewicht an US-Werten und demzufolge einer miesen Depotbilanz herumärgern, könnte sich ausgehend von diesen Annahmen ein Blick auf deutsche Bau- und Infrastrukturkonzerne lohnen. Hier kommen drei Beispiele, welche Unternehmen jetzt profitieren könnten.

Vossloh: Weiteres Potenzial nach der Kursrallye?

Wenn es um das komplexe Thema Schienenverkehr geht, kommt man an der weltweit tätigen Vossloh AG nicht vorbei. Der Konzern gilt als einer der Marktführer im Bereich Schieneninfrastruktur. Schienenbefestigungssysteme, Betonschwellen, Weichensysteme, Bahnübergangssysteme, Signaltechnik – egal in welchem Zug man sitzt, Vossloh dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür gesorgt haben, dass es rollt. Die am 27. März 2025 vorgelegten Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 lesen sich jedenfalls erfreulich: Demnach stieg der Auftragseingang um 12,1 Prozent auf 1.364,9 Millionen Euro. Der Umsatz bewegte sich mit 1.209,6 Millionen Euro erneut auf Rekordniveau. Und das EBIT, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, stieg nach über zehn Jahren auf über 100 Millionen Euro. Während sich die Finanz- und Leasingschulden verringerten, stieg die Eigenkapitalquote demnach auf 50,4 Prozent. Spannend liest sich auch der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025: Der Vorstand gehe erneut von einem deutlichen operativen Wachstum aus, heißt es weiter in der Mitteilung. Umsatzanstiege würden insbesondere in China, den USA und Deutschland erwartet. Das EBIT könnte 2025 bei 110 bis 120 Millionen Euro liegen, so der Ausblick.

Die Vossloh-Aktie (ISIN: DE0007667107) bescherte den Anteilseignern im bisherigen Jahresverlauf unter Berücksichtigung von börsentypischen Höhen und Tiefen ein deutliches Kursplus, auf Ein-Monats-Sicht führte der Titel sogar die Top-Liste im SDAX an. Laut Marketscreener wird das KGV 2025 auf 16,8x geschätzt, die Dividendenrendite 2025 auf 2,16 Prozent. Während die Deutsche Bank Research laut einer dpa-AFX-Meldung ihr Kursziel von 59 auf 73 Euro angehoben und die Einstufung bei einem „Buy“ belassen hat, änderten die Analysten von Warburg Research ihr „Buy“ auf ein „Hold“. Das Kursziel wurde laut Meldung zwar von 61 auf 70 Euro erhöht, man sehe nach der Kursrallye aber demnach nur noch wenig Potenzial.

Hochtief: Fundamental gut aufgestellt

Auch beim Baukonzern Hochtief (ISIN: DE0006070006) lief das vergangene Geschäftsjahr ausgesprochen gut. Wie die Gesellschaft mitteilt, stieg der nominale Konzerngewinn um 48 Prozent auf 776 Millionen Euro. Der Auftragsbestand legte gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent auf 67,6 Milliarden Euro zu und erreichte demnach Rekordniveau. Abhängig von den Marktbedingungen peilt Hochtief für 2025 einen operativen Nettogewinn zwischen 680 und 730 Millionen Euro an, dies wäre eine Steigerung von 9 bis 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Aktie schwächelte in den vergangenen Tagen, auf Ein-Jahres- oder Fünf-Jahressicht hätte sich ein Investment aber unter Berücksichtigung der börsentypischen Aufs und Abs gelohnt. Das Analysehaus Jefferies setzte das Kursziel zwar leicht von 156 auf 158 Euro nach oben, statt einem „Buy“ sieht man die Aktie aber momentan auf „Hold“. Auch auf Marketscreener lautet die durchschnittliche Analystenschätzung bei neun erfassten Stimmen derzeit „Halten“ (einmal „Reduzieren“). Das KGV 2025 schätzt das Datenportal auf 17,1x, die Dividendenrendite auf 3,72 Prozent.

Heidelberg Materials: Jetzt ein Kauf?

Zement, Transportbeton, Zuschlagstoffe: Wer bauen will, braucht Material und Baustoffe liefert Heidelberg Materials (ISIN: DE0006047004). Trotz rückläufiger Mengen erreichte der Konzernumsatz 2024 mit 21,2 Milliarden Euro das Vorjahresniveau, so das Unternehmen. Das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs (RCO) wird mit 3,2 Milliarden Euro angegeben, demnach ein Plus von sechs Prozent und ein Rekordwert. Auf das Geschäftsjahr 2025 blickt der Baustoff-Konzern optimistisch und erwartet ein Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs (RCO) zwischen 3,25 und 3,55 Milliarden Euro.

Die Aktie ist laut Meldung bei Jefferies derzeit ein „Buy“, die auf Marketscreener erfassten Analysten kommen zur durchschnittlichen Empfehlung „Aufstocken“ (von 18 Analysten: 5 x Kaufen, 3 x Aufstocken, 8 x Halten, 1 x Reduzieren, 1 x Verkaufen). Besonders in den vergangenen fünf Jahren konnten sich Aktionäre über ein dickes Plus freuen. Das KGV 2025 wird auf 12,5 x und die Dividendenrendite auf 2,21 geschätzt.

Kein Investment ohne Risiko

Auch wenn die Stimmung in der Branche aktuell gut ist und die Milliarden-Staatsschulden für eine Aufbruchstimmung sorgen können: Wie sich der Markt für Bau- und Infrastrukturunternehmen weiterentwickelt lässt sich nicht vorhersagen. Zumal die politische und wirtschaftliche Gemengelage komplex ist. Wer sich für eine Aktie aus dem Segment entscheiden möchte, sollte sich die Kursentwicklung genau ansehen – auch wenn die Vergangenheit keine Rückschlüsse über den weiteren Verlauf erlaubt. Aktien sind grundsätzlich volatil und in nervösen Börsenphasen kann schon eine Randnotiz ausreichen, um Bewegungen in die eine oder andere Richtung auszulösen. Auch Analystenschätzungen sind keine verlässlichen Aussagen. Die Einschätzungen wechseln mitunter schnell und sind letztendlich genau das: bloße Schätzungen. Deshalb: Das Anlagekapital immer breit streuen, damit keine Klumpenrisiken entstehen und kleinere oder größere Rücksetzer nicht so weh tun.

Disclaimer

Ausdrücklich weist die Smartbroker AG darauf hin, dass ein Investment in Wertpapiere und sonstige Finanzinstrumente im Sinne des WpHG grundsätzlich mit erheblichen Chancen und Risiken (Preis-, Markt-, Währungs-, Volatilitäts-, Bonitäts- und sonstigen Risiken) verbunden ist und ein Totalverlust des investierten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Die Smartbroker AG empfiehlt deshalb jedem Leser und jeder Leserin sich vor einer Anlageentscheidung intensiv mit den Chancen und allen Risiken auseinander zu setzen und sich umfassend zu informieren. Sämtliche verwendeten Wertentwicklungsangaben, sei es für die Vergangenheit oder im Sinne einer Prognose bzw. Einschätzung sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse bzw. Wertentwicklungen. Die hier angebotenen Beiträge dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Alle Informationen sind sorgfältig zusammengetragen, haben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind unverbindlich sowie ohne Gewähr. Des Weiteren dient die Bereitstellung der Information nicht als Rechtsberatung, Steuerberatung oder wertpapierbezogene Beratung und ersetzt diese nicht. Eine an den persönlichen Verhältnissen des Kunden ausgerichtete Anlageempfehlung, insbesondere in der Form einer individuellen Anlageberatung, der individuellen steuerlichen Situation und unter Einbeziehung allgemeiner sowie objektspezifischer Grundlagen, Chancen und Risiken, erfolgt ausdrücklich nicht.

Beitrag teilen